Gleitschirmfliegen Wanderdüne Frankreich

Unvergesslich – Gleitschirmfliegen über der Dune du Pyla

Wer als Pilot das erste Mal auf die Düne fährt, hat wahrscheinlich ähnlich romantische Vorstellungen von gemütlichem Groundhandling bei laminaren Wind und entspannten Sunset-Flights vor atemberaubender Kulisse wie ich. Durchaus keine unrealistische Vorstellung, aber davor gilt es, sich diese Gemütlichkeit zu erkämpfen.

Also begab ich mich Anfang Mai mit einer dünenerfahrenen Freundin an die Dune du Pyla. Die größte Wanderdüne Europas liegt an der französischen Atlantikküste in der Nähe von Bordeaux. Vom Stubaital aus in ca. 13 Stunden mit dem Auto zu erreichen oder per Flugzeug von Venedig oder München aus mit der Billig-Fluglinie Volotea. Das Flugzeug ist preislich absolut leistbar und sicherlich um einiges entspannter. Einziger Nachteil – man hat kein Auto vor Ort und muss irgendwie von Bordeaux an die 70 Kilometer entfernte Düne kommen. Aber auch das kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Taxi gelöst werden. Und dann ist man endlich da – Sommer, Sonne, Strand, Meer und Wind, viel Wind. Da steh ich nun, voll motiviert mit unzähligen Rückwärtsstarts in alpinem Gelände und Groundhandling-Erfahrung bei Talwind im Gepäck und der 30er Wind bläst mir ins Gesicht. Vor mir eine Mikro-Wüste in der es nur so vor Gleitschirmen wuselt. Piloten gleiten locker-lässig an mir vorbei und üben sich im Groundhandeln.

Groundhandling Dune du Pyla Frankreich

Ich bin noch immer voll motiviert und voller Tatendrang. Sehe mich selbst schon über den Sand sliden und einen Sunset-Flight genießen. In dem Moment wo ich den Schirm aus dem Packsack nehme und dieser mir aufgrund des Windes wie wild um die Ohren schlägt wird mir schlagartig klar – nette Idee, aber die Rechnung hast du ohne die Düne gemacht. Und so schlage ich in den ersten Stunden in diesem kleinen Paradies an der Atlantikküste den einen oder anderen Krater in den Sand, mache Purzelbäume, überlege kurz die Beendigung meiner Flugkarriere und entdecke ein mir bisher unbekanntes Repertoire an Schimpfwörtern.

Meine Freundin war äußerst geduldig und stand mir tapfer mit Rat und Tat zur Seite. Ich wollte doch auch so geschmeidig wie sie über den Sand gleiten. Und gegen Ende des Tages, nach unzähligen Versuchen den Schirm endlich mal über mich zu bekommen und mich auszudrehen war es vollbracht. Ich hatte keinen Knopf mehr im Schirm, sondern der Knopf bei mir ist aufgegangen und ich stand mit Blick aufs Meer unter meinem Schirm. Endlich. Selig konnten wir somit das Landebier bei kitschigem Sonnenuntergang trinken und ich war wieder voller Tatendrang. Am Weg zurück zu unserem Bungalow lernten wir gleich noch Mitglieder einer englischen Flugschule kennen, die uns zum Bier einluden und tags darauf mit an die Nachbardüne nach Petit Nice nahmen. Ein traumhaft gelegener Spot der keine Wünsche offen lässt. Und nach dem Kampf am ersten Tag wurde ich dort mit traumhaftem Soaren und anschließendem Groundhandling  für meine Mühen belohnt. Es folgten weitere tolle Stunden an der Düne und ich kann diese Erfahrung nur jedem Piloten ans Herz legen. Liebe Düne, ich komme wieder! Versprochen!

PS: Von der Geschmeidigkeit meiner Freundin bin ich noch immer Welten entfernt, aber der Anfang ist gemacht. Wagga Wagga gibt’s beim nächsten Mal 🙂

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